Pulsschlag Politik: Bundesrats-Veto blockiert GKV-Sparpaket, Hybrid-DRGs als Sparinstrument, Pflegeboom durch Reform
Shownotes
Pulsschlag Politik ist der Podcast, der aktuelle gesundheitspolitische Themen in den Sitzungswochen des Deutschen Bundestages beleuchtet.
Udo Sonnenberg, Politikberater in Berlin und Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA), und Christoph Nitz, Journalist und Leiter des mecofactory-Redaktionsbüros, diskutieren dienstags in den Sitzungswochen über die wichtigsten Entwicklungen und Debatten rund um die Gesundheitspolitik.
Inhalte:
• GKV-Beitrag außer Kontrolle – Bundesrats-Veto erzeugt Chaos Nach dem Bundesrats-Veto zum GKV-Sparpaket fehlt dem offiziellen Zusatzbeitrag von 2,9 Prozent die rechtliche Grundlage. Krankenkassen verschicken dennoch Beitragsanpassungen auf Basis veralteter Zahlen – der tatsächliche Durchschnittsbeitrag liegt bereits bei 2,94 Prozent. DAK-Chef Andreas Storm spricht vom „größten Debakel in der Geschichte der GKV" und macht Ministerin Warken für das Chaos verantwortlich. Ohne schnelles Handeln von Bundestag und Bundesrat im Dezember drohen rechtlich unsichere Haushalte.
• Hybrid-DRGs verkommen zum Sparinstrument statt Versorgungsinnovation Auf dem 48. Deutschen Krankenhaustag wurde die geplante Ausweitung der Hybrid-DRG von 22 auf 69 Fallpauschalen scharf kritisiert. Experten warnen: Viele der neu hinzugekommenen Eingriffe – wie die Aufbohrung von Herzkranzgefäßen oder Verödung von Herzgewebe – sind medizinisch nicht sinnvoll ambulant erbringbar. Die politisch gewollte Verlagerung von bis zu zwei Millionen stationären Fällen bis 2030 basiere auf Zielzahlen statt medizinischer Evidenz. Die DKG kritisiert das System als „Kürzungsinstrument", da die Vergütung ab 2030 vollständig auf ambulantes Niveau sinken soll.
• Pflegebedürftigkeit explodiert – aber nicht wegen der Demografie Die Zahl der Pflegebedürftigen ist von 3 auf 5,7 Millionen gestiegen – doch laut Barmer-Pflegereport sind nur 15 Prozent demografisch bedingt. Haupttreiber war die Pflegereform 2017 mit neuen Pflegegraden und weiterem Pflegebegriff. Problematisch: Der neue „Zukunftspakt Pflege" soll nur Maßnahmen ohne zusätzliche Kosten erlauben – außer bei demografischen Gründen. Gleichzeitig steigen die Eigenanteile für Heimbewohner auf über 3.100 Euro monatlich im ersten Jahr. Barmer-Chef Straub fordert einen Neustart mit zusätzlicher Finanzierung durch Steuern oder Angleichung mit der privaten Pflegeversicherung.
• BEEP-Gesetz im Vermittlungsausschuss – Vertrauenskrise mit den Ländern Das Pflegegesetz zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung (BEEP) landete im Vermittlungsausschuss – nicht wegen inhaltlicher Differenzen, sondern aufgrund mangelnder Kommunikation. Ministerin Warken wird von den Ländern vorgeworfen, den Dialog verweigert zu haben. Beim anstehenden Treffen am 1. Dezember soll sie nicht einmal persönlich teilnehmen. Das eigentlich sinnvolle Reformprojekt droht am politischen Stil zu scheitern.
• Medizinethik-Debatte: Überversorgung am Lebensende CDU-Gesundheitspolitiker Hendrik Streeck hat eine unbequeme Debatte angestoßen: Müssen wir alles tun, was medizinisch möglich ist – gerade bei hochbetagten Patienten? Er berichtet von Erfahrungen mit seinem verstorbenen Vater und kritisiert falsche Anreize im System, die Intervention statt Zurückhaltung belohnen. Streeck fordert klarere Leitlinien und mehr Fokus auf Lebensqualität statt Lebensverlängerung um jeden Preis. Patientenschützer unterstützen die Debatte, fordern aber verlässlich finanzierte palliative Alternativen.
• ePA entfaltet Nutzen auch ohne aktive Patientennutzung Die Gematik betont: Die elektronische Patientenakte (ePA) muss nicht von jedem Patienten aktiv verwaltet werden, um ihren Nutzen zu entfalten. Entscheidend sei der Zugriff behandelnder Leistungserbringer auf relevante Daten. 95 Prozent der Praxen sind technisch ausgestattet, Kliniken hinken wegen komplexerer IT-Landschaft noch hinterher. Die neue Stabsstelle Versorgung unter Dr. Johanna Ludwig soll Praxiserfahrungen direkt in die Produktentwicklung zurückspielen.
• Kaufland testet Medical Rooms – Gesundheitsversorgung beim Einkauf In einer Kaufland-Filiale in Mosbach steht ein „Medical Room" für Videosprechstunden mit ärztlicher Betreuung durch medizinisches Fachpersonal. Das Pilotprojekt soll testen, ob sich Einkauf und niedrigschwellige Versorgung verbinden lassen. Ähnlich wie bei dm verschwimmt jedoch die Grenze zwischen Gesundheitsversorgung und Gesundheitsmarketing.
• Dr. KI ersetzt Dr. Internet – 71 Prozent bewerten KI-Einsatz positiv Eine Bitkom-Studie zeigt: Fast die Hälfte der Deutschen nutzt bereits Chatbots wie ChatGPT für Gesundheitsfragen, 55 Prozent sehen sie als verlässliche Hilfe. Brisant: 16 Prozent haben aufgrund von KI-Antworten ärztliche Empfehlungen nicht befolgt. Trotz Sorgen um Datenmissbrauch (71 Prozent) und weniger menschlicher Zuwendung (69 Prozent) unterstützen 88 Prozent die Digitalisierung im Gesundheitswesen grundsätzlich.
• Interview-Tipp: ePA 3.0 und KI-gestützte Services In der Podcastserie „EinBlick-nachgefragt" spricht Christoph Nitz mit Nilüfer Caliskan von IBM-Consulting über die ePA 3.0 als Herzstück der digitalen Versorgung und wie KI Prozesse effizienter macht – vom automatischen Erklären von Arztbriefen bis zur Echtzeit-Nutzung von Medikationsdaten unter höchsten BSI-Datenschutzstandards.
Hier können Sie das komplette Interview mit Nilüfer Caliskan anhören.
Nächste Folge: 16. Dezember 2025 – dann verabschiedet sich Pulsschlag Politik mit Glühwein in die Weihnachtspause.
Transkript anzeigen
00:00:13: Guten Tag.
00:00:14: Ich begrüße Sie zur Pulsschlagpolitik, den gesundheitspolitischen Themen dieser Sitzungswoche.
00:00:20: Udo Sonnenberg und Christoph Nitz werden immer Dienstags in jeder Sitzungswoche die anstehenden Themen kommentieren.
00:00:25: Udo Sonnenberg ist Politikberater in Berlin.
00:00:28: Er gründete im Jahr die Beratungsgesellschaft Elf-Null-Elf und ist seit den Geschäftsführern des Bundesverbandes Deutsche Versand-Apotheken.
00:00:41: Christoph Nitz ist Journalist in Berlin.
00:00:44: Als Leiter des MECO Factory Redaktionsbüros wird mit er sich besonders gesundheitspolitischen Themen.
00:00:50: Das Redaktionsbüro erstellt Nachrichten-Podcasts und Newsletter.
00:00:55: Hallo zusammen, Christoph Netz hier bei Pulschlag Politik und natürlich ist auch mein geschätzter Kollege Udo Sonnenberg wieder mit dabei.
00:01:03: Udo bist stark klar für den heutigen Blick auf die politischen Entwicklung.
00:01:08: Hallo lieber Christoph, auf jeden Fall lass uns loslegen.
00:01:12: Ja, bevor wir eintauchen, möchte ich nochmal kurz die vier wichtigsten Themen kurz anreißen.
00:01:18: Wir werden besprechen, der GKV-Beitrag ist außer Kontrolle.
00:01:22: Nach dem Bundesrats-Weto fällt dem Zusatzbeitrag die rechtliche Grundlage, die Kassen verschicken nun Briefe mit veralteten Zahlen.
00:01:32: Zweites Thema, die Hybrid-DRGs sind in der Kritik.
00:01:36: statt sektorübergreifender Versorgung droht, das neue Vergütungssystem zum reinen Sparing-Instrument zu werden.
00:01:44: Und mehr pflegebedürftige wegen der Reform, nicht wegen der Demografie, der Starke anstieg, basiert vor allem auf neuen Definitionen und Leistungen seit der Pflegereform aus dem Jahr.
00:01:57: Und last but not least, Chatbots boomen auch in der Gesundheitsberatung.
00:02:01: fast jeder zweite Rackballsyntom inzwischen digitale Assistenten an.
00:02:07: Das Vertrauen dort ist überraschend hoch.
00:02:10: Starten wir mit der exklusiven Nachricht aus dem Bundesrat.
00:02:14: Das GKV-Sparker-Paket ist gestoppt und das hat gravierende Folgen.
00:02:20: Der Bundesrat hat das zwei Milliardenpaket an den Vermittlungsausschuss zwischen Bundesrat und Bundestag verwiesen.
00:02:28: Der amtliche Zusatzbeitrag von zwei Komma neun Prozent ist damit fraglich, der ist aber auch schon von der Gesundheitsministerin so festgelegt und auch verkündet und im Bundeseinzeige veröffentlicht worden.
00:02:43: Die Krankenkassen Wir müssen jetzt ihre Haushalte für die Sparpakete einreichen und das, wenn das Sparpaket so nicht kommt, auf Basis einer Rechengröße, die längst überholt ist.
00:02:57: Und wir hatten es schon in einigen unserer Podcasts.
00:03:00: Aktuell liegt der Tatsache, die Durchschnittzusatzbeitrag schon bei Was laut Ministerin Nina Wagen nächstes Jahr quasi Stabilität garantieren soll.
00:03:14: Also was gerade verschickt und bearbeitet wird, ist also durch diese Entscheidung des Bundesrates eigentlich Makulaturen.
00:03:21: Der DRK-Chef Andreas Storm spricht vom größten Debakel in der geschichtete gesetzlichen Krankenversicherung und macht Ministerin Waken für das Chaos verantwortlich.
00:03:33: Sollten Bundestag und Bundesrat nicht noch im Dezember handeln, drohen rechtlich unsichere Haushalte bei den Kassen und erneut irreführende Informationen an die Versicherten.
00:03:44: Udo hat sich diese Schieflage auch beim Deutschen Krankenhaustag bemerkbar gemacht.
00:03:50: In der Tat, auf dem vierzigsten Deutschen Krankenhaustag letzte Woche in der Messe Düsseldorf gab es deutliche Kritik an den Plänen der Bundesregierung zur Weiterentwicklung der sogenannten Hybrid-DRG.
00:04:03: DRG steht bekanntlich für Diagnosis Related Group oder auch Fallpauschale.
00:04:08: Mehrere Expertinnen und Experten warnten die Erweiterung sei Medizinisch oft nicht sinnvoll enthalte viele Leistungen, die gar nicht wirklich ambulant erbracht werden können und dürfen deshalb nicht beliebig ausgeweitet werden.
00:04:23: Die Hybrid-DRG gibt es seit Anfang zwanzig vierundzwanzig und die Idee dahinter, dass bestimmte Eingriffe werden ambulant, wie stationär gleich vergütet, um mehr Behandlungen aus dem Krankenhaus in den ambulanten Bereich zu verlagern.
00:04:40: Politisch gesehen oder politisch vorgesehen ist, dass eine Million bisher stationäre Fälle in dieses System überführt werden können, bis zum Beispiel bis zum Beispiel bis zum Beispiel bis zum Beispiel bis zum Beispiel bis zum Beispiel bis zum Beispiel bis zum Beispiel bis zum Beispiel bis zum Beispiel bis zum Beispiel bis zum Beispiel bis zum Beispiel aktuell, wo zweiundzwanzig auf rund neunundsechzig auszuweiten.
00:05:03: Doch genau daran entzündet sich jetzt die Kritik.
00:05:06: Michael Weber, Präsident des Verbanden, Leitender Krankenhauserztinnen und Ärzte, sagt, Ambulantisierung, ja, aber bitte auf Grundlage medizinischer Entscheidungen, nicht politischer Zielzahlen.
00:05:19: Er fordert eine klare Begrenzung im geplanten Krankenhausreform-Anpassungsgesetz.
00:05:25: Erst wenn die Auswirkungen der ersten Fälle bewertet sind, könne man über eine Ausweitung sprechen.
00:05:32: Auch Frank Heimich, seines Zeichens Geschäftsführer des Instituts für das Entgeldsystem im Krankenhaus, stellt die Grundidee in Frage.
00:05:42: Zitat, ich weiß gar nicht, warum Hybrid DRG automatisch Ambulantisierung bedeuten sollen.
00:05:49: Runden neunhundertzweiundneunzigtausend stationäre Fälle wurden inzwischen den knapp siebzig Hybrid-DRG zugeordnet.
00:05:58: Die ersten drehunderttausend Seiner, also der Ansicht von Frank Heimich, nach gut ambulantisierbar gewesen, bei vielen neuen Fällen sei aber gar nicht mehr sicher.
00:06:10: und wie man auf zwei Millionen Fälle kommen wolle.
00:06:14: bleibt für Frankheimig völlig offen.
00:06:17: Ein weiteres Problem ist die Finanzierung.
00:06:19: Noch liegt die Vergütung irgendwo zwischen ambulanten EBM.
00:06:25: Und stationären DRG-Niveau, ab im Jahr im Jahr im Jahr her, soll sie aber vollständig auf ambulantes Niveau sinken.
00:06:33: Frank Heimich bezweifelt, dass es hier für eine realistische gesetzliche Grundlage geben wird.
00:06:40: Und GKV-Spitzenverband, Krankenhausgesellschaft und Kassenärztliche Bundesvereinigung wollen noch in diesem Jahr.
00:06:48: Das ist bekanntlich nicht mehr lang ein Konzept dazu vorliegen.
00:06:51: Auch die DKG, also die Deutsche Krankenhausgesellschaft kritisiert die aktuelle Ausgestaltung.
00:06:58: Roland Laufer spricht sogar von einem Kürzungsinstrument.
00:07:03: Beispiele.
00:07:04: wie die offene Reposition eines Schienenbeinbruchs, die Aufbohrung von Herzkranzgefäßen oder die Verhördung von Herzgewebe zeigten, dass diese komplexen Eingriffe im Zweifel doch besser stationär erfolgen sollten.
00:07:21: Und überhaupt sei man mittlerweile am Ende der Möglichkeiten angekommen, was gleichermaßen ambulant wie stationär erbracht werden könne.
00:07:30: Der Gesetzgeber müsse also dringend nachsteuern, so die allgemeine Einschätzung.
00:07:36: Nachgesteuert werden muss auch im Bereich der Pflegegesetzgebung.
00:07:41: Christoph, das Paketpflege soll samt seinem Sparpaket in den Vermittlungsausschuss vom Bundestag und Bundesrat landen.
00:07:48: Was ist da genau los?
00:07:51: Ja, wir hatten ja eingangs schon den... Part zur.
00:07:54: Bundesrat hat das Sparpaket in Vermittlungsausschuss geschickt und genauso ging es den Gesetz zur Befugniserweiterung und Endbürokratisierung in der Pflegekürz BEEP.
00:08:06: Ich mag da nicht bieb sagen, das ist vielleicht irgendwie dem Gesetz nicht ganz angelessen.
00:08:11: Also das BEEP ist ebenfalls nun im Vermittlungsausschuss gelandet.
00:08:18: Es hat viel mit Politik und wenig mit Pflege zu tun.
00:08:22: Nina Wagen hatte auf das Verantwortungsgefühl der Länder gehofft, aber dort war das Vertrauen nicht vorhanden.
00:08:33: Die Bundesländer bemängelten, dass mit ihnen kein Dialog geführt wurde, dass es keine echte Kompromissuche gab, stattdessen eine Kommunikation, die unter anderem von der SPD als eine verweigerte Kommunikation eingestuft wurde.
00:08:48: Konkret geht es beim BEIP um mehr Kompetenzen, Verpflegekräfte und weniger Bürokratie in der täglichen Arbeit, also eigentlich ein Reformansatz, für den es breite Zustimmung geben könnte.
00:09:00: Doch die Aufsetzung auf ein Spargesetz und der begleitende Stil des Ministeriums haben das Projekt politisch entgleisen lassen.
00:09:08: Nina Wagen schickte einen Brief kurz vor der Abstimmung.
00:09:11: Und der war zu spät und inhaltlich auch zu dünn, sagen die Bundesländer.
00:09:16: Und bereits bei der nächsten Pflegerunde am ersten Dezember sollen nicht einmal die Ministerien direkt miteinander sprechen.
00:09:24: Vertrauen in eine gemeinsame Reform sieht kurz gesagt anders aus.
00:09:29: Der Protest richtet sich, wie ich sagte, vor allem gegen den Stil.
00:09:34: Kaum Abstimmung, wenig Verlässlichkeit.
00:09:37: Und in Hamburg Sagt man zum Beispiel, so wird das Ganze nicht.
00:09:42: Und der zentrale Vorwurf an den Erwagen, wer ständig auf Einbindung pocht, muss sie selbst auch vorleben.
00:09:49: Sonst droht der Pflegereform ebenso das Missglücken.
00:09:58: Aber Udo, du hast noch mehr Informationen zur Pflege und auch Zahlen.
00:10:01: Wie sieht es denn genau in diesem Bereich aus?
00:10:05: Tatsächlich die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland ist in den vergangenen neun Jahren geradezu explodiert von seiner Zeit drei auf aktuell rund fünf Komma sieben Millionen.
00:10:19: Interessanterweise oder überraschenderweise liegt es aber nur zu einem Kleinteil an der viel beschworenen alternen Gesellschaft.
00:10:27: Laut dem neuen Pflegereport der Krankenkasse Barmer sind gerade einmal fünfzehn Prozent des Anstiegs demografisch bedingt.
00:10:36: Der eigentliche Treiber war die große Reform von dem Jahr.
00:10:40: Du hattest das Eingangs angedeutet.
00:10:41: Neue Pflege, gerade ein weitergefasster Pflegebegriff und deutlich leichtere Zugänge zur Leistung werden als Gründe angeführt.
00:10:52: Seitdem werden viele Menschen als Pflegebedürftig eben anerkannt und das auch noch früher.
00:10:59: Lebensabschnitt.
00:11:00: Das führt eben auch dazu, dass immer mehr pflegebedürftige länger im System bleiben, auch gesellschaftliche Faktoren spielen eine Rolle, mehr Anträge werden gestellt, mehr Widersprüche erfolgen.
00:11:12: Aber es gibt auch eine größere Akzeptanz, tatsächlich Hilfe in Anspruch zu nehmen.
00:11:17: Für die Politik ist das insgesamt durchaus brisant, denn der neue Zukunftspakt Pflege, wie er so schön genannt wird, soll Maßnahmen erlauben in Zukunft nur Maßnahmen erlauben, die keine zusätzlichen Kosten für Ursache haben.
00:11:34: Allein das wird schon ein wenig die Quadratur des Kreises.
00:11:38: Außer sie hängen eben direkt mit der Demografie zusammen.
00:11:43: Doch genau das ist eben laut Report nicht der Hauptgrund für den besagten Anstieg.
00:11:51: Interessant ist auch ein Blick auf Krankheiten, zwar neben viele Diagnosen im Alter zu, aber bei Menschen, die neu pflegebedürftig werden, sinken die Diagnosehäufigkeiten teilweise sogar.
00:12:05: Das heißt, mehr Krankheitslast erklärt nicht automatisch den Boom der konkreten Pflegefälle.
00:12:13: Gleichzeitig steigen die Eigenanteile für Heimbewohner weiter an.
00:12:17: Im ersten Pflegejahr inzwischen auf über rund drei Tausend Einhundert Euro im Monat.
00:12:23: Das liegt bekanntermaßen weit über dem, was viele ältere Menschen überhaupt stemmen können.
00:12:28: Der finanzielle Zuschlag, der beispielsweise zwanzig zwanzig eingeführt wurde, hat das Problem kaum bis gar nicht gelöst.
00:12:35: Im Gegenteil, die Eigenanteile steigen weiter und die Pflegeversicherung kommt immer stärker an ihre Grenzen.
00:12:43: Barmar-Chef Christoph Straub fordert deshalb einen Neustart.
00:12:48: Mehr Unterstützung für die Pflege, eine klare Aufwertung des Berufs und eine moderne sektorenübergreifende Versorgungsplanung vom ambulanten Bereich bis ins Heim und die.
00:13:03: Der Pflegeforscher Heinz Rotgang sagt deutlich, ohne zusätzliche Finanzmittel etwa durch Steuern einen Ausgleich mit der privaten Pflegeversicherung oder eine breitere Finanzierungsbasis wird es kaum gehen.
00:13:17: Klar ist deshalb, Pflegebedürftigkeit steigt, aber die Gründe liegen weniger im Alter der Menschen, sondern im System selbst.
00:13:24: Und genau dort muss und soll die nächste Reform ansetzen.
00:13:31: Und ja, es gibt ja auch noch weiterführende Überlegungen, Einsparungen vorzunehmen.
00:13:36: Christoph, was wird da diskutiert?
00:13:38: Ja, genau, richtig, Udo.
00:13:40: In der Pflege und insgesamt in der Betreuung und im Umgang mit älteren Menschen geht es längst nicht mehr nur um Personal oder auch um die Finanzierung.
00:13:50: Es geht um Grundfragen auch der medizinischen Ethik.
00:13:54: Der CDU-Gesundheitspolitiker Hendrik Streeck der im Hauptberuf eigentlich Drogenbeauftragter der Bundesregierung ist, hat eine Debatte losgetreten.
00:14:06: Er sagt, müssen wir wirklich alles tun, was medizinisch möglich ist, gerade bei hochbetagten Patientinnen.
00:14:14: Im Kern geht es ihm nicht um Sparen, sondern so sagt er um mehr Menschlichkeit in den letzten Lebenslagen.
00:14:20: Strick berichtet offen über die Erfahrungen mit seinem verstorbenen Vater, Da gab es modernste Krebstherapien, einen enormen Ressourceneinsatz und so Strick ohne Nutzen.
00:14:33: Er stellt die unbequene Frage, ob wir alte fragile Menschen mit Eingriffen und Medikamenten überversorgen, obwohl die Erfolgsaussichten gering sein.
00:14:43: Das Problem, so Strick, unser Gesundheitssystem belohnt Interventionen, nicht die Zurückhaltung.
00:14:51: Todoperiert in Anführungszeichen werde dabei nicht aus Böswilligkeit, sondern weil die falschen Anreize in Gesundheitssystemen gesetzt würden.
00:15:00: Deshalb fordern er klare Leitlinien für die medizinische Selbstverwaltung und ein stärkeres Augenmerk auf Lebensqualität statt bloßer Lebensverlängerung um jeden Preis.
00:15:11: Die Reaktionen auf Strecksvorstoß reichen von scharfer Kritik bis zu verhaltener Zustimmung, Bundesgesundheitsministerin Warken und auch der NRW-Gesundheitsminister Laumann haben sich von dem Vorschlag distanziert.
00:15:24: Patientenschützerinnen dagegen unterstützen die Debatte, fordern ab, dass es dann auch echte Alternativen geben müssen.
00:15:31: Eine würdige, pallative Versorgung.
00:15:34: die verlässlich finanziert und auch breit verfügbar sein soll.
00:15:37: Denn manchmal ist die größere Fürsorge eben nicht alles zu tun, was technisch möglich ist.
00:15:43: Schauen wir uns jetzt aber noch ein ganz anderes Thema an.
00:15:46: Das Herzstück der Digitalisierung, die elektronische Patientin, Akte Epa, kommt voran.
00:15:52: Was sagt die Gematik dazu, Udo?
00:15:56: Seit Oktober dieses Jahres müssen Ärzte, Zahnärzte, Apotheken und zunehmend auch klinikene elektronische Patientenakte, die sogenannte EPA befüllen.
00:16:05: Technisch sind rund ninety-fünf Prozent der Praxen ausgestattet.
00:16:09: Nur die Patienten nutzen die Akten bisher kaum.
00:16:13: Doch das müsse gar nicht jeder tun, sagen zum Beispiel Gematik-Geschäftsführer Dr.
00:16:18: Florian Fuhrmann und Dr.
00:16:20: Johanna Ludwig, die neue Leiterin der Stabstelle Versorgung bei der Gematik.
00:16:25: Argument lautet schlicht, die EPA entfaltet ihren Nutzen auch dann, wenn Patientinnen und Patienten sie selbst nicht aktiv verwalten.
00:16:34: Entscheidend sei, dass behandelnde Leistungserbringer Zugriff auf relevante Daten haben, für mehr Sicherheit, bessere Abstimmung und natürlich eine effizientere Versorgung.
00:16:46: Warum die Nutzung trotzdem oft hakt?
00:16:50: Ja, vor allem wegen der hohen Datenschutzanforderung, die die Registrierung aufwendig machen.
00:16:57: Man hat zwar den ersten Schritt geschafft, da ist die Nutzung relativ unkompliziert, aber ja, Kliniken kommen langsam voran, weil ihre IT-Landschaft oft sehr viel komplexer ist und auch in der Pflege beginnt der Einsatz der EPA erst schrittweise und sehr langsam.
00:17:16: Ja, mit der neuen Stabstelle Versorgung will die Gemartik die Perspektiven derjenigen steigen und stärken, steigern und stärken, die tatsächlich auch täglich mit den digitalen Anwendungen zu tun haben.
00:17:29: Frau Lutlich sieht ihre Aufgabe darin, nah an Ärzten, Apotheken und Pflege und weiteren Berufsgruppen zu bleiben und deren praktische Erfahrung mit der EPA direkt in die Produktentwicklung zurückzuspielen.
00:17:44: Ziel dabei ist es digitale Lösungen so zu gestalten, dass die Versorgung wirklich besser, sicherer und effizienter machen.
00:17:53: Ja, für Diskussionen sorgt aber eben auch die Frage nach Datensicherheit und dem US Cloud Act.
00:18:00: Hier betont Florian Fuhrmann ein automatischer Datenabfluss seit technisch ausgeschlossen.
00:18:06: Die Daten seien gesichert und die Krankenkassen unterlegen strengsten Datenschutzvorgaben.
00:18:13: Mit Blick auf kommende Digitalgesetze erwartet die Gemartik, dass die aktuell laufende Evaluation der Digitalstrategie zumindest Orientierung geben wird, auch wenn konkrete Entscheidungen dazu eben noch ausstehen.
00:18:30: Christoph, du hast ein anderes medizinisches Versorgungsthema.
00:18:34: Da würde mich mal interessieren, was macht ein Kaufland da gerade?
00:18:37: Ja, in einer Kauflandfiliale im baden-württembergischen Mosbach steht zwischen einem Pfandautomaten und dem Blumenladen ein Medical Room.
00:18:48: Dort können Kundinnen über Videosprechstöne mit Ärztinnen sprechen und die Ärztinnen sind wiederum unterstützt vom medizinischen Fachpersonal mit Check-in per Smartphone oder auch mit einem Lai-Tablet.
00:19:03: Die Versorgung reicht von einfachen Untersuchungen über Präventionsangebote bis hin zu Nachkontrollen, ganz ohne den klassischen Praxisbesuch.
00:19:12: Gesetzlich wie Privatversicherte sind dort willkommen, so heißt es.
00:19:17: Kaufland will mit dem Pilotprojekt testen, ob sich Einkauf- und ärztliche Versorgung als da alltagstauglich verbinden lassen.
00:19:25: Ein Konzept, das niedrigschwellige Versorgung verspricht, aber auch natürlich Fragen aufwirft.
00:19:31: Der mit ähnlichen Angeboten etwa bei der Trockerie Kette DM beginnt die Grenze zwischen Gesundheitsversorgung und Gesundheitsmarketing zu verschwimmen.
00:19:42: Udo, die Frage liegt auf der Hand, sitzt bald auch Dr.
00:19:45: K.I.
00:19:46: oder Dr.
00:19:47: Dr.
00:19:47: Chad, GPT, neben einem Fundautomaten im Supermarkt.
00:19:52: Ja, interessanter Gedanke.
00:19:54: Und ja, eine neue Bitkom-Studie zeigt tatsächlich, die Deutschen stehen künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen überraschend positiv gegenüber.
00:20:04: Einen Seventig Prozent bewerten den Einsatz von KI bei Diagnosen oder Therapieempfehlungen grundsätzlich gut und fast die Hälfte nutzt bereits Chad.
00:20:14: Bots wie chatgbt oder gmini um Symptome einzuordnen oder Gesundheitsfragen vorab zu klären.
00:20:22: Jeder zehnte macht sogar regelmäßig macht das sogar regelmäßig und bitcoin spricht eben davon, dass ja ein wandel von Dr.
00:20:32: Internet zu Dr.
00:20:33: KI zu verzeichnen sei.
00:20:36: Viele Menschen vertrauen den Antworten der Chatbots.
00:20:38: Fünfzig Prozent sehen sie als verlässliche Hilfe und für einen Drittel sind sie sogar so wertvoll wie eine zweite ärztliche Meinung.
00:20:49: Brisand hingegen ist, dass sechzehn Prozent der KI vertraut haben und darauf eine ärztliche Empfehlung benötigt.
00:20:59: oder nicht befolgt haben.
00:21:01: Und das wird wahrscheinlich weiter zunehmen.
00:21:04: Deswegen warnt der Bitcoin auch davor und sagt ganz klar, KI kann unterstützen, aber nie Ärztinnen und Ärzte ersetzen.
00:21:12: Also digitale Gesundheitskompetenz bleibe bei all den technischen Möglichkeiten immer noch entscheidend.
00:21:19: Die Befragten sehen vor allem Chancen.
00:21:23: KI bei Diagnosen, Therapieentfehlung oder bildgebenden Verfahren, das finden über siebzig Prozent sinnvoll.
00:21:30: Auch organisatorische Aufgaben wie Terminvergaben können laut Mehrheit durch KI viel effizienter erfolgen und auch drei Viertel wünschen sich sogar ausdrücklich das Ärzte.
00:21:41: mit KI-Unterstützung arbeiten.
00:21:44: Gleichzeitig gibt es auch Sorgen, auch da wieder, seventy-fünf Prozent befürchten eben einen Datenmissbrauch, fast ebenso viele, neunsechzig Prozent sehen weniger menschliche Zuneigung oder Zuwendung im Einsatz von KI und mehr als die Hälfte hat eben auch Angst vor Fehlentscheidungen.
00:22:04: und ja, rund zwanzig Prozent fürchten Tatsächlich auch nicht nachvollziehbare KI-Entscheidungen, also trotz aller Bedenken unterstützt aber eine große Mehrheit, die Digitalisierung im Gesundheitswesen, insgesamt spricht der Bitcoin davon, Und viele Menschen sehen darin eben auch eine Chance, Kosten zu reduzieren, den Fachkräftemangel zumindest abzufedern.
00:22:30: und Bitcoin selber als Verband fordert, bekanntermaßen auch weiterhin innovationsfreundliche Regeln, schnelle Zulassungswege und eben einen konsequenten Datenschutz.
00:22:42: Die Botschaft der Studie ist klar, die Menschen sind bereit für die KI in der Medizin, wenn Sicherheit, Transparenz und Datenschutz stimmen.
00:22:51: Und ja, dazu hast du Christoph ja auch ein Interview geführt mit Nilüfer Kalliskan von IBM Consulting zum Thema Epa.null in deiner Podcast-Serie Einblick nachgefragt.
00:23:06: Was genau ist dabei rausgekommen?
00:23:09: Ja, danke, dass du es ansprichst, Udo.
00:23:11: Das Gespräch mit Nilüfer Kalliskan passt hier wirklich hervorragend.
00:23:16: Wir sprechen darin über die EPA-³ als zentrales Herzstück der digitalen Versorgung und auch darüber, wie KI helfen kann, Prozesse effizienter, schneller und für die Patientinnenverstände hier zu gestalten.
00:23:31: Nilofer Kaliskan erklärt eindrucksvoll wie KI-gestützte Services, wie das automatische Erklären von Arztbriefen oder auch die Nutzung von Medikationsdaten in Echtzeit bereits in der Realität immer mehr eingesetzt werden und das aber natürlich unter den höchsten Datenschutzstandards nach den Erfordernissen des BSI.
00:23:52: Wer also verstehen will, wohin die Reise bei der Digitalisierung wirklich geht, sollte unbedingt in dieses wirklich spannende Gespräch rein hören.
00:24:00: Wir haben den Link zum Interview in die Show Notes unseres heutigen Podcasts gepackt, Udo.
00:24:06: Sehr schön, das ist doch ein gutes Schlusswort.
00:24:09: Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit heute.
00:24:14: Es ist nächste Woche schon Widersitzungswoche.
00:24:17: Wir hören uns aber erst am sechzehnten Dezember wieder.
00:24:20: Dann verabschiedet sich Pulsschlagpolitik mit einem Becher Glühwein in der Hand in die Weihnachtspause.
00:24:26: Christoph Nitz und Udo Sonnenberg sagen bis dahin.
00:24:30: Tschüss.
00:24:31: Genau, alles Gute.
00:24:33: Ich hoffe, Ihnen hat unsere Podcastfolge zur Gesundheitspolitik in dieser Sitzungswoche des Deutschen Bundestags gefallen.
00:24:40: Schreiben Sie uns Anregungen und Ideen an.
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