Pulsschlag Politik: Gesundheitswesen-Umfrage, GKV-Finanzprobleme, Krankenhausreform, Apothekenreform und Sudhoff-Bericht
Shownotes
Pulsschlag Politik ist der Podcast, der aktuelle gesundheitspolitische Themen in den Sitzungswochen des Deutschen Bundestages beleuchtet.
Udo Sonnenberg, Politikberater in Berlin und Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA), und Christoph Nitz, Journalist und Leiter des mecofactory-Redaktionsbüros, diskutieren dienstags in den Sitzungswochen über die wichtigsten Entwicklungen und Debatten rund um die Gesundheitspolitik.
In dieser Folge:
• Die Wahl von Dr. Tanja Machalet (SPD) zur neuen Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses im Bundestag und die Neubesetzung der gesundheitspolitischen Sprecherposten: Dr. Christoph Pantazis (SPD), Simone Borchardt (Union) und Dr. Janosch Dahmen (Grüne).
• Die aktuelle Agenda des Gesundheitsausschusses mit Schwerpunkten auf dem Pandemieabkommen, dem Schiedsspruch zum Vertrag über die Hebammenhilfe – insbesondere zur Situation der Beleghebammen – sowie dem Vertragsverletzungsverfahren der EU wegen nicht umgesetzter Anerkennung rumänischer Pflegekräfte.
• Die angespannte Finanzlage der gesetzlichen Krankenkassen: Forderung nach einer dreigleisigen Strategie aus Ausgabensenkung, sofortigen Finanzhilfen und Strukturreformen. Diskussion um Steuerzuschüsse, ein Notpaket für die GKV und Altschuldentilgung in der Pflegeversicherung. Finanzminister Klingbeil stellt klar: Mehr Geld nur gegen echte Reformen.
• Analyse der strukturellen Defizite: Zusatzbeitragserhöhungen, ein Finanzloch von rund 5,5 Milliarden Euro, ineffiziente Versorgung, Doppeluntersuchungen und unnötige Behandlungen. Kritik am späten Zeitplan der Reformkommission und der Ruf nach sofortigen Strukturreformen, um das System effizienter und gerechter zu machen.
• Die Krankenhausfinanzierung: Forderung der Länder nach einer Zwischenfinanzierung bis 2027, Kritik an zu niedrigen Investitionen der Länder, Beispiel Berlin mit abgesenkten Investitionsplänen, und die Warnung vor einer zementierten Schieflage durch den Bundesrechnungshof. Forderung, Fördermittel ausschließlich für Investitionen zu nutzen.
• Rückblick auf den 129. Deutschen Ärztetag in Leipzig: Erster großer Auftritt von Gesundheitsministerin Nina Warken, die auf Dialog setzt – besonders beim geplanten Primärarztsystem. Die Ärzteschaft ist gespalten: Hausärzteverband unterstützt das Modell, die KBV sieht Vorteile vor allem für ältere Patient:innen, fordert aber mehr Ressourcen und Digitalisierung. Kritik an drohender Überlastung der Hausärzte und Forderung nach Ausnahmen für multimorbide ältere Menschen.
• Die Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ): Beschluss des Ärztetags, Zustimmung der Ministerin, aber weiterhin politische Hürden. Sorgen vor Abwanderungseffekten in den Privatsektor und möglichen negativen Folgen für die Versorgung der GKV-Versicherten. Forderung der Ärzteschaft nach stärkerer Einbindung in Reformprozesse und Kritik an „Prüfaufträgen“ im Koalitionsvertrag.
• Ausblick auf die Gesundheitsministerkonferenz Mitte Juni mit Fokus auf Prävention und die stärkere Verknüpfung von Gesundheitspolitik und Klimaschutz.
• Abschließende Einschätzung: Die gesundheitspolitische Landschaft steht vor großen Herausforderungen – von der GKV-Finanzkrise über die Krankenhausreform bis zu Streit um das Primärarztsystem und die GOÄ-Novelle. Es braucht schnelle, strukturierte Lösungen und einen ehrlichen Dialog zwischen Politik und Selbstverwaltung, um die Versorgung zukunftsfest zu machen.
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00:00:00: Guten Tag. Ich begrüße Sie zur Pulsschlagpolitik, den gesundheitspolitischen Themen dieser Sitzungswoche.
00:00:20: Udo Sonnenberg und Christoph Nitz werden immer Dienstags in jeder Sitzungswoche die anstehenden Themen kommentieren.
00:00:25: Udo Sonnenberg ist Politikberater in Berlin.
00:00:28: Er gründete 2013 die Beratungsgesellschaft 11/011 und ist seit 2015 Geschäftsführer des Bundesverbandes "Deutscher Versandapotheken" BVDVA.
00:00:40: Christoph Nitz ist Journalist in Berlin.
00:00:43: Als Leiter des MECO Factory Redaktionsbüros wird mit er sich besonders gesundheitspolitischen Themen.
00:00:49: Das Redaktionsbüro erstellt Nachrichten-Podcasts und Newsletter.
00:00:54: Hallo und herzlich Willkommen zur Pulsschlagpolitik. Mein Name ist Udo Sonnenberg und zusammen mit Christoph Nitz
00:01:00: schaue ich regelmäßig auf die bundespolitischen Gesundheitsthemen der laufenden Sitzungswoche im Deutschen Bundestag.
00:01:07: Hallo lieber Christoph.
00:01:09: Ja, guten Tag lieber Udo.
00:01:11: Es ist keine gewöhnliche Sitzungswoche, wir haben nämlich Haushaltswoche diese Woche.
00:01:17: Das heißt in erster Linie Einzelpläne von morgens bis abends und am Mittwochmorgen 9 Uhr kommt die Generaldebatte über den Haushalt des Bundeskanzleramtes.
00:01:29: Aber was beschäftigt uns heute hier im Pulsschlagpolitik?
00:01:34: Wir haben ein Umfragergebnis über das wir sprechen möchten, wie zufrieden die Menschen mit dem deutschen Gesundheitssystem sind.
00:01:42: Wir schauen wieder auf die Finanzen der GKV und streifen dabei auch das Thema Pflege.
00:01:48: In diesem Zusammenhang kommen wir natürlich auch einmal mehr auf die Krankenhausreform zu sprechen, die ja jetzt nicht verbessert, sondern verbessert werden soll.
00:01:59: Und eine Reform kommt bekanntlich selten allein.
00:02:02: In der letzten Wahlperiode hatte die Ampelregierung und damit Minister Lauterbach schon laut über die Apothekenstrukturreform nachgedacht.
00:02:11: Das Thema geht in die zweite Runde.
00:02:14: Last but not least wollen und müssen wir sprechen über einen Bericht, den vorletzten Gesundheitsministern genau zu sein, weiter unter Druck setzt und seit einigen Monaten für erheblichen Wirbel im politischen Berlin sorgt.
00:02:28: Der sogenannte Suthoffbericht zur Maskenbeschaffung während der Corona-Pandemie.
00:02:33: Aber zunächst, lieber Christoph, wie ist die Stimmung mit Blick auf unser Gesundheitswesen?
00:02:39: Ja, genau. Ich fange mit allen aktuellen Umfragen an.
00:02:42: Laut dem Staderheirs Report 2025 sind 68 Prozent der Deutschen mit dem Gesundheitssystem zufrieden.
00:02:50: Ein zunächst erfreulicher Wert, der 4 Prozentpunkte über dem Vorjahr liegt, doch der Schein drückt.
00:02:57: Nur 53 Prozent der Befragten empfinden das System als fair, mehr als ein Drittel Zweifel daran im Ernst verangemessen versorgt zu werden.
00:03:05: Aber was bedeutet fair?
00:03:07: Gemeint ist der gleichberechtigte Zugang zur medizinischen Versorgung unabhängig vom Einkommen von Wohnort oder von der psychischen Verfassung.
00:03:16: Genau daran mannelt es aber offenbar in Deutschland.
00:03:19: Besonders Menschen mit gesundheitlichen Belastungen fühlen sich abgehängt.
00:03:23: Die Daten zeigen gerade diejenigen, die das System am dringendsten benötigen, vertrauen ihm am wenigsten.
00:03:30: Die erlebte Gerechtigkeit steht auf dem Spiel, weil viele Menschen ungleiche Chancen auf medizinische Versorgung erleben,
00:03:36: sei es durch lange Wartezeiten, regionale Unterschiede oder auch finanzielle Hürden.
00:03:41: Mehrere Studien zeigen, dass Privatversicherte oft deutlich schneller ein Termin beim Facharzt erhalten
00:03:47: und Ärzte für deren Behandlung höhere Honorare abrechnen können.
00:03:51: Das macht Privatpatienten für viele Praxen wirtschaftlich attraktiver und führt dazu, dass sie in der Praxis häufig bevorzugt werden,
00:03:58: etwa bei der Terminvergabe oder beim Zugang zu bestimmten Leistungen und auch Medikamenten.
00:04:03: Vergesetzlich Versicherte bedeutet das längere Wartezeiten um nicht unter eingeschränkte Möglichkeiten, was als ungerecht empfunden wird.
00:04:11: Besonders sozial benachteiligt und Menschen mit psychischen Erkrankungen, wie ich schon erwähnte, fühlen sich dadurch vom System abgehängt.
00:04:18: Das untergräbt das Vertrauen und gefährdet das solidarische Fundament des Gesundheitssystems.
00:04:25: Wenn ich beim Gesundheitssystem bin, komme ich automatisch zum Haushalt, liebe Udo, wie sieht es da aus?
00:04:31: Wie gedenkt die Bundesregierung, die Gesundheitsversorgung zu finanzieren?
00:04:37: Die Bundesregierung will den Beitragsdruck in der gesetzlichen Krankenversicherung GKV und der sozialen Pflegeversicherung SPV abfedern.
00:04:48: Aber nicht mit echtem Geld, sondern mit Darlehen. Das klingt erstmal nach Entlastung, bedeutet aber die Versichertenzahlen später drauf.
00:04:58: Jeweils 2,3 Milliarden Euro für die GKV und 2 Milliarden Euro für die SPV werden bereitgestellt, aber eben nur als Kredit, der ab 2029 zurückgezahlt werden muss.
00:05:13: Für die Pflegeversicherung ist das besonders absurd. Sie muss einen Darlehen aufnehmen, um Geld zu bekommen, das ihr eigentlich per Gesetz zusteht.
00:05:22: Man lasse sich das auf der Zunge zergehen. Die Folge, Beitragserhöhungen bleiben nicht aus, sie werden eben nur verschoben.
00:05:29: Der K-Chef Andreas Storm erwartet schon fürs kommende Jahr, also für 2026 neue Anstiege, vor allem beim Zusatzbeitrag der GKV.
00:05:41: Und ab 2029 beginnt dann eben die Rückzahlung mitten in der heißen Phase des Bundestagswahlkampfs, der dann wieder stattfinden wird.
00:05:51: Politischer Bummerang für die Bundesregierung wahrscheinlich. Bundesministerin Nina Wagen von der CDU zeigt sich enttäuscht.
00:06:00: Sie hatte 10 Milliarden Euro jährlich für das für die Bürgergeldempfänger im Gesundheitsfonds gefordert, bekommt aber nichts davon dauerhaft.
00:06:10: Ihr Ziel im parlamentarischen Verfahren eben nachzuverhandeln und die Hoffnung der Bundestag wird aufstocken.
00:06:18: Auch die Krankenkassen sind weitestgehend frustriert, das ist gerade eben schon angeklungen.
00:06:24: Sie werfen der Regierung vor, das Problem eben nur aufzuschieben, statt nachhaltig zu lösen und Strukturreformen sind zwar angekündigt, aber ein konkreter Zeitplan lässt noch auf sich warten.
00:06:38: Immerhin eine gute Nachricht, die Länder haben im Bund ein Zugeständnis abgerungen, beim Krankenhaus-Transformationsfonds übernimmt der Bund einen größeren Anteil, 3,5 statt 2,5 Milliarden pro Jahr.
00:06:53: Damit sollen eben Investitionen in die Krankenhauslandschaft gesichert werden, wir kommen da später ja auch noch drauf.
00:07:00: Und unterm Strich will die Koalition jetzt Geld verteilen und das soll später doppelt und dreifach zurückkommen und zwar von den Versicherten wahrscheinlich und die echte Reform bleibt damit weiter auf der Strecke und könnte auf Dauer eben auch keine Stabilität bringen.
00:07:22: Und wir haben ja jemanden Neues auch beim GKV-Spieber Christoph, wie steht denn der Geldwächter dort zu diesen Themen?
00:07:31: Ja, Olaf Blatt ist der neue Vorstand des GKV-Spitzenverbandes und der fordert eine Konsolidierung der Ausgaben statt eben weiter Beitragserhöhungen.
00:07:42: Die gesetzliche Krankenversicherung müsste strukturell effizienter werden, so Platz in seinem Amtsantritt, aber auch die AOK Nordost spricht sich für einen Sparkurs aus 2024, konnte die Kasse ein kleines Plus erzählen trotz der Beitragserhöhungen, die in diesem Jahr aber nicht wiederholt werden soll.
00:08:01: Der Verwaltungsrat kritisiert politisch bedingte Mehrausgaben ohne Versorgungsverbesserung und die klare Botschaft an die Bundesregierung von Seiten der gesetzlichen Krankenversicherung ist statt Symptome zu behandeln, braucht strukturelle Reformen und echte finanzielle Entlastung.
00:08:18: Diese Erkenntnis ist allerdings nicht ganz neu und wurde auch schon häufig an den Erwartungsvorgänger Karl Lauterbach adressiert, ohne Erfolg, wie wir aber heute sehen.
00:08:28: Ja, und die Hauptprobleme, die der Bundesverband oder der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung und sein neuer Chefblatt eben sehen, die Kosten steigen schneller als die Einnahmen.
00:08:41: In den Kliniken ist das fast um 10% der Fall, in den Arztpraxen um 7% und bei Medikamenten von 6% Kostensteigerung, dazu kommen Tarifsteigerungen und einen Mangel an besagten strukturellen Reformen.
00:08:59: GKV-Chef Blatt bringt es dahingehend auf den Punkt, wenn er sagt, es geht nicht um zu wenig Geld, sondern um zu hohe Ausgaben.
00:09:09: Die Hoffnung der Politik an der Stelle auf einen baldigen Wirtschaftsaufschwung hält der GKV-Spitzenmann für mehr als gewagt.
00:09:19: Er fordert statt Tessen, als GKV-Spitzenverband eben die Ausgaben der Kassen dürfen nicht stärker wachsen als die Einnahmen, sonst geht die Rechnung am Ende eben nicht mehr auf.
00:09:31: Als erstes Bund-Länder treffen das vielleicht in Ergänzung an dieser Stelle mit Ministerin Wagen zur Pflegereform, die am gestrigen 7.7. in Berlin stattfand.
00:09:45: Der Bundesrechnungshof hat zuvor eine Meldung veröffentlicht, dass eben ein 12 Milliarden Defizit in der Pflege bis 2029 sich auftut und damit die Löcher natürlich nicht kleiner werden.
00:09:59: Das heißt, das Strukturargument vom Herrn Blatt ist tatsächlich der Finger in der Wunde, Christoph, oder?
00:10:07: Ja, das ist ja auch schon länger so bekannt, also Oliver Blatt ist der Meinung, dass Krankenhäuser keineswegs unterfinanziert sind.
00:10:14: Im Gegenteil, mit über 100 Milliarden Euro jährlich aus den GKV-Mitteln und zusätzlichen Milliardenhilfen vom Bund sei das Krankenhaussystem seiner Meinung nach gut versorgt.
00:10:24: Das ist übrigens eine Meinung, die viele andere Experten auch teilen.
00:10:28: Blatt warnt vor einem unkontrollierten Füllhorn, das bestehende Strukturen zementiere, anstatt Reformen zu fördern.
00:10:36: Sein Ampel weniger Geld, aber dieses gezielter Einsetzen.
00:10:40: Doch ob die Gesundheitsministerin diesen Kurs mitträgt, ist offen.
00:10:44: Sie hat bereits Korrektoren an der Klinikreform angekündigt und nennt diese, wie du es eingangs gesagt hast, Verbesserungen und nicht Verbesserungen.
00:10:54: Das ist allerdings offen, was von den beiden Worten da wirklich richtig ist.
00:10:58: Wie sehen denn die Nachbesserungen genau aus?
00:11:03: In der Tat, die Krankenhausreform wurde ja noch zu teilen von der Ampel eben beschlossen, aber jetzt soll eben nachjustiert werden.
00:11:13: Und nach anhaltender Kritik aus den Ländern haben sich Bund und Länder eben darauf verständigt, die Reform gemeinsam nachzubessern.
00:11:21: Und du hast es gerade schon gesagt, Gesundheitsministerin Waken plädiert dafür, dass die Reform eben auch alltagstauglich sein soll.
00:11:32: Und das Ziel der Reform auch ganz klar nochmal hervorgehoben.
00:11:38: Mehr Qualität und Spezialisierung, aber mit mehr Rücksicht eben auf regionale Gegebenheiten, was das konkret heißt.
00:11:47: Längere Übergangsfrist mit mehr Ausnahmen für ländliche Kliniken und mehr Spielraum bei der Umsetzung vor Ort.
00:11:54: Und ja, der Hauptgrund dafür, die Krankenhausreform wurde ja eben wie gesagt von der Ampel-Regierung unter Bundesminister Karl Lauterbach eben noch beschlossen.
00:12:04: Und sie ist eben zu teilen, zu Anfang diesem Jahres 2025 in Kraft getreten und wird eben jetzt bis 2029 schrittweise umgesetzt.
00:12:16: Und das Ziel insgesamt weniger finanzielle Not in den Kliniken, klare Zuständigkeiten und Spezialisierung mit Hilfe sogenannten Leistungsgruppen, die genau regeln, welche Klinik, welche Eingriffe leisten darf.
00:12:31: Zusammenfassend lässt sich festhalten an der Stelle, die Krankenhausreform wird eben nicht zurückgenommen, aber sie wird eben angepasst.
00:12:40: Im besten Fall entsteht daraus ein tragfähiger Kompromiss zwischen Versorgungsrealität vor Ort und dem Anspruch auf Qualität für alle Patientinnen und Patienten.
00:12:51: Ja, aber die Kliniken haben natürlich auch eine eigene Meinung. Christoph, wie sehen die die Lage?
00:12:56: Ja, es läuft für die Kliniken zurzeit. Das lässt sich ja nicht nur an den zusätzlichen Milliarden des Bundes für den Transformationsfonds ablesen und an der Vorteil von 4 Milliarden, sondern zeigt sich ja auch in der Kommunikation der deutschen Krankenhausgesellschaft DKG, die da sehr erfolgreich am Start ist.
00:13:16: Von der Fundamentalkritik an der ursprünglichen Ampelreform ist aus Klinikreisen, deshalb inzwischen kaum noch was zu hören.
00:13:23: Stattdessen wird der neue Inflationsausgleich als ein richtiger Schritt gefeiert und gestern konnte die DKG einen weiteren Erfolg einholen.
00:13:35: Das Klinikregister, das quasi über die Güte der Kliniken Auskunft geben soll, das von Minister Lauterbach noch auf den Weg gebracht wurde, soll wieder abgeschafft werden.
00:13:48: Und stattdessen soll auf den Klinikatlas der deutschen Krankenhausgesellschaft zurückgegriffen werden.
00:13:55: Das ist also auch ein weiterer Punktgewinn für die DKG und für die Krankenhauslandschaft.
00:14:02: Aber auch die Bundesländer Witternrückenwind, der Bund hat seinen Anteil am Transformationsfonds erhöht und signalisiert,
00:14:15: insgesamt Verhandlungsbereitschaft. Das Momentum liegt also bei den Kliniken und darin sehen allerdings die Unikliniken und auch die Kassen eine Gefahr.
00:14:21: Sie waren vor einer schleichenden Verwässerung der Reform, die statt Strukturverrennung nur neue Ausnahmen produzieren könne.
00:14:29: Ja, das sehe ich auch so. Der Chef der Berliner Charité, Prof. Krömer, hat gesagt, dass eigentlich jedes Krankenhaus das weniger als 100 Betten habe in Deutschland schließen müsse.
00:14:43: Und von dem wird jetzt Stück für Stück immer mehr durch Ausnahmetatbestände quasi weggegangen und damit könnte der gesamte finanzielle Effekt der Reform eigentlich zumindest geschmälert werden.
00:14:57: Aber was für Zugeständnisse sind denn das genaue Udo?
00:15:02: Die Krankenhausreform steht eben, wie du es schon umschrieben hast, vor der ersten großen Nachbesserung und Bund und Länder zeigen sich überraschend einig an der Stelle.
00:15:14: Nach jahrelangen Streit ist der Ton deutlich versöhnlicher geworden und die Gesundheitsministerin hat ja auch angekündigt,
00:15:22: dass in der ersten Septemberwoche, also in der ersten Sitzungswoche nach der sogenannten parlamentarischen Sommerpause,
00:15:31: dann auch ein Kabinettsbeschluss erfolgen soll über die Reformverbesserung und es laufen aktuell wohl auch schon die Ressortabstimmung, wie es heißt.
00:15:41: Und Frau Wagen will die Reform eben, wer hat uns angesprochen, praxistauglicher machen und Übergangsfristen verlängern etc.
00:15:49: Und ja, Qualitätskriterien sollen entsprechend erfüllt werden und ja, Krankenhausverbände haben eben ja auch schon davor gewarnt,
00:16:01: dass es jetzt nicht zu einer Verwässerung kommt, was du gerade auch angesprochen hast.
00:16:05: Sie sehen eben auch die vielen geplanten Ausnahmeregelungen eben als Gefahr, dass eben das eigentliche Reformziel damit ausgehöhlt wird
00:16:14: und ja, die klaren Qualitätsstandards oder eben auch eine bessere Spezialisierung der Kliniken dadurch Gefahr läuft eben nicht konkret umgesetzt zu werden
00:16:28: und auch die Definitionen der Leistungsgruppen und Fachkliniken sind noch durchaus umstritten
00:16:35: und die Länder insgesamt fordern größere Freiheiten, die regionalen Unterschiede wurden ja schon angesprochen, die müssen besser abgebildet werden,
00:16:44: ihre Meinung nach Kritiker befürchten, dass damit allerdings auch ineffiziente Strukturen zementiert werden und sogar Patienten gefährdet werden könnten.
00:16:54: Ja, trotz der besagten Einigung bleibt es also fraglich, wie tief greifend die Reform wirklich greifen wird
00:17:03: oder ob es ja der berühmte politische Kompromiss am Ende zulasten der Versicherten ist.
00:17:09: Die Kabinettssitzung im September wird damit zum entscheidenden Moment, ob der Reformkurs eben klar bleibt, klar wird
00:17:19: oder ob sich am Ende eben doch nur der kleinste gemeinsame Nenner in dieser Frage durchsetzt.
00:17:25: Ja, Themenwechsel, lieber Christoph, wir kommen zu einem anderen Thema, was aber auch ein bisschen mit Finanzen zu tun.
00:17:33: Ja, kommen wir von dem finanziellen Trübsalblasen zu den Visionen für die Gesundheitsversorgung.
00:17:42: "Uber Health" will mit digital organisierten Krankentransporten den deutschen Gesundheitsmarkt erobern
00:17:48: und stößt dabei durchaus auf Offenheit auch bei den Krankenkassen gesprächsbereit, etwa zeigte sich die DRK-Gesundheit,
00:17:56: sofern Datenschutz und E-Verordnungen gewährleistet seien.
00:18:00: "Uber Health" bietet eine digitale Plattform, über die medizinische Einrichtungen Krankentransporte buchen können,
00:18:08: zentraleffizient und mit einer standardisierten Abrechnung.
00:18:12: Genutzt werden dabei die regulären Oberfahrer mit einer Mietwagenerlaubnis.
00:18:17: Perspektivisch können aber auch Spezialfahrzeuge für Rollstuhl- und Wien-Transporte zum Einsatz kommen.
00:18:24: Wichtig ist, Patientinnen selbst können keine solchen Fahrten buchen.
00:18:28: Das System richtet sich an Kliniken, Krankenkassen und Pflegeeinrichtungen.
00:18:32: Attraktiv macht dieses Angebot neben dem Preis vor allem die begleitende Dateninfrastruktur.
00:18:38: Also "Uber" möchte dann Berichte liefern über Fahrtenmusterkosten und Nutzung des Angebots,
00:18:44: um so die Versorgungsprozesse zu optimieren und damit könnten Budgets gezielt eingesetzt werden.
00:18:51: Für die Kassen wäre das natürlich ein digitaler Hebel zur Steuerung unter der Voraussetzung,
00:18:57: dass Datenschutz und die E-Verordnungen verlässlich integriert sind.
00:19:01: Datenschutz ist ja in Deutschland auch in der Gesundheitsversorgung so, dass das Issue überhaupt.
00:19:09: Zusammengefasst, die Welt verändert sich nicht nur auf den Straßen.
00:19:13: Auch die Apotheke von morgen wird ganz anders aussehen.
00:19:16: Was für Szenarien bringst du da mit, lieber Udo?
00:19:21: Ja, das Thema ist ja tatsächlich auch schon länger in der Diskussion.
00:19:26: Die klassische Vorortapotheke, wie wir sie heute kennen, steht vor einem Wandel, wie vieles andere eben auch.
00:19:32: Und nach den Plänen der neuen schwarz-roten Koalition auf Bundesebene soll sie künftig eine deutlich größere Rolle
00:19:41: in der Primärversorgung und Prävention übernehmen.
00:19:44: Nicht nur eben Medikamente verkaufen, sondern Blutdruckmessen impfen, Blut abnehmen und so weiter.
00:19:50: Und unterstützt durch die elektronische Patientenakte soll die Apotheke der Zukunft so zur echten Schnittstelle im Gesundheitswesen werden.
00:19:59: Ein zentraler Punkt, also wir auch wieder beim Geld der geplanten Reform,
00:20:05: die Erhöhung des Packungshonoras auf 9,50 Euro in Ausnahmefällen sogar auf 11 Euro.
00:20:12: Und ja, für die Apothekerverbände ist es ein erster überfälliger Schritt.
00:20:19: Doch ja, es gibt eben auch Kritik, insbesondere hat Red Care-Chef Olaf Heinrich gewarnt,
00:20:27: Geld allein wird das Apothekensterben nicht stoppen.
00:20:31: Es fehlt eben an Nachwuchspersonal, ärztlicher Nähe und das ganz besonders eben auch in der Fläche auf dem Land.
00:20:38: Und ja, das war auch ein Thema, was wir in der vorletzten Woche beim 18. BVDVA-Kongress in Berlin ausführlich besprochen haben.
00:20:47: Und wie es jetzt aussieht, wird uns das Thema auch ganz sicher beim 19. Jahrestreffen der Arzneimittelversandhandelsbranche am 11. und 12. Juni 2026 weiter beschäftigen.
00:20:59: Und da halten wir natürlich ein Auge drauf. Gesundheitsministerin Nina Waken will eben nach der Sommerpause die Reform vorhaben.
00:21:08: Die ist ja auch in der Ampel schon gab im letzten Jahr auf den Weg bringen.
00:21:13: Und Staaten der Koalitionsvertrag gibt ja auch so ein bisschen die Richtung vor.
00:21:17: Fremdbesitz bleibt, der Beruf wird zum Heilberuf weiterentwickelt.
00:21:22: Und Gesundheitspolitikerin Tanja Macherlett, der sich auch Vorsitzender des Gesundheitsausschusses stellt fest oder stellt klar, dass die Apotheke zur ersten Anlaufstelle im Dorf werden soll.
00:21:37: Und sie soll im Ärztinnen und Ärzte entlassen. Entschuldigung, nicht entlassen.
00:21:42: Ja, die erste Anlaufstelle im Dorf. Wir wissen, dass auf dem Dorf schon oft gar keine Apotheke mehr vorhanden ist.
00:21:50: Insofern ist das ja auch ein deutlicher Hinweis darauf.
00:21:54: Und ja, während die APTA, also die APTA ist ja die Spitzenorganisation der Apothekerverbände und Kammern, den Versandhandel in erster Linie als Bedrohung sieht, plädiert besagter Olaf Heinrich für ein gutes Nebeneinander von Online- und Vorortapotheke.
00:22:13: Das ist ja auch Ziel des BVDVA an der Stelle, die Versorgungskanälen nicht gegeneinander auszuspielen, sondern eben komplementär zu betrachten.
00:22:22: Und ja, die Realität spricht eben auch tatsächlich dafür, immer mehr Menschen bestellen ihre Medikamente digital bzw. online.
00:22:30: Und das Erezept hat natürlich jetzt auch die Möglichkeit geschaffen, dass das einfacher geht. Im ersten Quartal 2025 war der Umsatz der Online-Apotheken bei rund 420 Millionen Euro.
00:22:45: Und das bedeutet konkret im Plus von 8%.
00:22:49: Und ja, was kommt also? Ein Spagat gewissermaßen. Die Politik will die stationären Apotheken stärken, ohne den Onlinehandel auszubremsen, weil er eben so nachgefragt ist.
00:23:01: Die Ideen von Karl Lauterbach beispielsweise, die digitale Beratung über Filialnetze, da war ja das Thema Gesundheitskioske, die sind offenbar vom Tisch gerade.
00:23:14: Und ja, das Drogeriemärkte wie zum Beispiel die M-Balt-Rezeptfreie Online-Arzneimittel, oder Rezeptfreie Arzneimittel online verkaufen wollen,
00:23:27: bedeutet eben auch, dass tatsächlich der Kampf um die Versorgung insgesamt härter werden wird.
00:23:35: Aber wir wissen eben auch, Wettbewerb belebt das Geschäft.
00:23:38: Schlussendlich kann man sagen, die Apothekenreform soll die Vor-Apotheke eben zukunftsfähig machen.
00:23:45: Das ist durchaus wichtig, durch mehr Aufgaben, mehr Geld und auch mehr Verantwortung.
00:23:50: Aber es bleibt eben auch hier der Punkt, ohne strukturelle Lösung bei Personal-Nachwuchs, bleibt eben auch dieser Wandel eine Dauerbaustelle.
00:24:01: Aber wir haben auch noch eine andere Dauerbaustelle.
00:24:04: Christoph, da ist heute im Ausschuss ein etwas thematisiert, was uns ja auch schon seit einigen Monaten beschäftigt.
00:24:11: Ja, genau. Es wurde ja viel über den Bericht des Sonderbeauftragten des Bundesgesundheitsministeriums zur Maskenbeschaffung durch Jens Spahn diskutiert.
00:24:21: In dieser Woche sollen nun Margarita Zutow in einer Sondersitzung von beiden Ausschüssen am Donnerstag erst der Gesundheitsausschuss noch dran zu Wort kommen.
00:24:31: Die Sozialdemokratin war von Karl Lauterbach beauftragt worden, die Maskenbeschaffung während der Corona-Pandemie umfassend und transparent aufzuklären.
00:24:41: In ihrem inzwischen auch ungeschwärzt veröffentlichten Bericht sprach sie selber von einem Team ich, das im Gesundheitsministerium um Jens Spahn agiert habe.
00:24:51: Spahn habe zentrale Entscheidungen allein getroffen, Warnung ignoriert und dabei milliardenschwere Risiken verursacht.
00:25:00: An denen arbeiten sich bis heute Gerichte mit Klagen weiter ab.
00:25:06: Bundesgesundheitsministerin Wagen hatte das Gutachten zunächst geschwärzt und offentlicht die fehlende Quellenbasis zitiert.
00:25:15: Ein Vorwurf, den Frau Zutow nun im Ausschuss adressieren könnte.
00:25:20: Während Grünen und Linke einen Untersuchungsausschuss in der Sache fordern, verteidigt Jens Spahn seinen Vorgehen mit dem Verweis auf die Pandemie-Ausnahmesituation.
00:25:28: Allerdings wächst der Druck auch auf Ministerin Wagen.
00:25:32: Die CDU hat so eine rote Linie gezogen.
00:25:36: Generalsekretär Linemann sagt, Spahn habe sich nicht persönlich bereichert und das wird wahrscheinlich die Verteidigungslinie sein, um die sich alle in der CDU scharen.
00:25:53: Da gab es auch in den Kremiensitzungen gestern große Zustimmung und Unterstützung für Jens Spahn.
00:26:02: Karl Lauterbach hat die Diskussion um den Bericht mehrmals kommentiert.
00:26:08: Er könne auch gerne das Passwort für die elektronische Fassung des Berichts mitteilen.
00:26:15: Das Bundesgesundheitsministerium hat nämlich verkündet, es gäbe ihrer Ansicht nach keine solche digitale Fassung.
00:26:23: Damit sieht man, Karl Lauterbach ist also weg vom Ministerstuhl, aber nicht raus aus der Gesundheitspolitik.
00:26:30: Nach dem Regierungswechsel leidet er jetzt den Forschungsausschuss im Bundestag und möchte sich aber auch verstärkt um globale Gesundheitsfragen und den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Medizin kümmern.
00:26:42: In die Tagespolitik des Bundesgesundheitsministerium mischt er sich laut eigener Aussagen nicht mehr ein, sieht sich aber weiterhin als unbequemer Maner.
00:26:52: Es gibt keine Bilanz, laut Eigenaussage, 20 Gesetze über 100 Verordnungen und der Versuch ein gerechteres System anzustoßen.
00:27:01: Die Bürgerversicherung bleibt für ihn ein Ziel, das er langfristig verarreichbar hält.
00:27:07: Das sehen andere ja, wie wir alle wissen, sehr konträr.
00:27:12: In einem Interview mit der TATS sagte er den schönen Satz, es muss weitergehen und das gilt auch für die Probleme im Gesundheitswesen.
00:27:21: Die Fortsetzung folgt allerdings für uns alle erst nach der verdienten Sommerpause.
00:27:26: Wir hören uns zur ersten Sitzungswoche im September wieder.
00:27:31: Ich schließe mich dem gerne an, wünsche Ihnen, liebe Pulsschlag-Politik-Hörerinnen und Hörerinnen, einen erholsamen Sommer und bis bald, auf Wiederhören.
00:27:42: Ich hoffe, Ihnen hat unsere Podcast-Folge zur Gesundheitspolitik in dieser Sitzungswoche des Deutschen Bundestags gefallen.
00:27:49: Schreiben Sie uns Anregungen und Ideen an.
00:27:52: Pulsschlag-Politik@cn+f.de
00:27:59: Wir freuen uns, wenn Sie wieder am 9. September dabei sind bei der nächsten Folge unseres Podcasts "Pulsschlag-Politik".
00:28:06: Bis dahin wünschen wir Ihnen einen erholsamen Sommer.
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